Die erste israelische diplomatische Niederlassung in Deutschland wurde kurz nach der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 in München eröffnet; bis zu ihrer Schließung 1953 diente diese vorrangig dazu, die Emigration der Überlebenden nach Israel zu ermöglichen.
Erst 2011 wurde neben der bereits existierenden Botschaft in Berlin das Generalkonsulat des Staates Israel in München eröffnet. Es hat seinen Sitz am Karolinenplatz im Stadtteil Maxvorstadt. Es handelt sich um das einzige israelische Generalkonsulat in der Europäischen Union.
Der Konsularbezirk umfasst die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Es verfügt über die Abteilungen Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, Innovation & Forschung, Kultur, Bildung sowie Handel & Wirtschaft. Das Generalkonsulat ist mit vier Diplomaten besetzt: die Generalkonsulin, die stellv. Generalkonsulin, die Konsulin und der Gesandte für Wirtschaft und Handel. Insgesamt hat es knapp 30 Mitarbeiter.
Die Geschichte des ersten israelischen Konsulats in München
Auch wenn der Staat Israel nach seiner Gründung Beziehungen zu Deutschland strikt ablehnte und beispielsweise die deutsche Sprache aus der israelischen Öffentlichkeit verbannte, wurde bereits im Herbst 1948 ein israelisches Konsulat in der Maria-Theresia-Straße 11 in München eröffnet. Das Konsulat galt nicht als Institution, die offizielle Beziehungen mit Deutschland pflegte. Es erhielt seine Akkreditierung von den USA. Der Grund für die Konsulatseröffnung waren die jüdischen Überlebenden der Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten, sogenannte Displaced Persons, die sich vor allem in Camps im Umland Münchens aufhielten. Das Konsulat assistierte den DPs bei der Auswanderung nach Israel. Im Juni 1953 wurde das Konsulat geschlossen und die Israel-Mission in Köln eröffnet, um die Wiedergutmachungszahlungen der Bundesrepublik Deutschland, die im Luxemburger Abkommen vereinbart worden waren, abzuwickeln.
Die Geschichte des Generalkonsulats
Am 8. April 2011 unterzeichneten der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer und der israelische Außenminister Avigdor Lieberman eine gemeinsame Erklärung über die Wiedererrichtung eines Generalkonsulates des Staates Israel im Freistaat Bayern. Seine Arbeit nahm es im September 2011 auf und war zunächst in einem von Beginn an nur als Provisorium vorgesehenen Bürogebäude in der Brienner Straße 19 (Maxvorstadt) beheimatet. Seit Februar 2012 verfügt das Generalkonsulat mit dem Israel Trade Center auch über eine Handels- und Wirtschaftsabteilung, die dem israelischen Ministerium für Industrie, Handel und Arbeit untersteht und damals auch für Österreich zuständig war. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 3. Juli 2012.
Anfang 2014 fiel die Entscheidung für die dauerhafte Unterbringung des Generalkonsulats auf ein dem Freistaat Bayern gehörendes Hintergebäude der damaligen staatlichen Lotteriezentrale am Karolinenplatz, die im Sommer 2014 aus der Liegenschaft auszog. Es wurde für etwa acht Millionen Euro entkernt, modernisiert und umgebaut; die Kosten teilten sich der Freistaat Bayern als Eigentümer und der Staat Israel als Mieter der Immobilie.
Die Wahl des Standorts erfolgte auch aufgrund seiner symbolhaften historischen Bedeutung in unmittelbarer Nachbarschaft zu Denkmälern aus der und für die Zeit des Nationalsozialismus. Vor mehr als 70 Jahren waren der Karolinenplatz und das Parteiviertel in der Münchner Maxvorstadt das geistige und politische Zentrum des Nationalsozialismus, von dem aus die Architektur der totalitären NSDAP-Herrschaft aus organisiert wurde.
Das Gebäude des heutigen Generalkonsulats grenzt unmittelbar an das Grundstück an, auf dem sich während des Nationalsozialismus die Parteizentrale der NSDAP in München, das sogenannte "Braune Haus", in der Brienner Straße befand und auf dessen Grundstück 2015 das NS-Dokumentationszentrum eröffnete, das Münchens problematische Geschichte als sogenannte "Hauptstadt der Bewegung" darstellt und vermittelt. Das 1828 errichtete Palais Barlow wurde von Hitlers Architekten Paul Ludwig Troost zum „Braunen Haus“ umgestaltet und stellte dabei die Keimzelle des Viertels der NSDAP am Königsplatz da. Mit der Machtübernahme der NSDAP verlangte die Führung mehr Platz und repräsentative Räume.
Hierfür wurden von Troost bis 1936 zwei baulich identische Gebäude an der Ostseite des Königsplatzes errichtet. Im Nordwesten des neuen israelischen Konsulats steht bis heute der sogenannte "Führerbau", ein 1937 fertiggestellter Repräsentationsbau, der den Krieg überstand und heute die Hochschule für Musik und Theater beherbergt. Hier befand sich u. a. Adolf Hitlers Büro, in dem er zahlreiche Staatsgäste empfing und wo im Jahr 1938 das „Münchener Abkommen“ unterschrieben wurde. Der Königsplatz bildete auch das ideologische Zentrum der NSDAP. Er wurde zu einem Aufmarschplatz umgestaltet, den die Nationalsozialisten für diverse Inszenierungen nutzten. Am Rande des Platzes, zwischen Führer- und Verwaltungsbau, errichtete Troost zwei „Ehrentempel“. Im Gebäude unmittelbar im Süden des Generalkonsulats hatte einst das oberste Parteigericht der NSDAP seinen Sitz. Das Gebäude dient heute der Acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, als Geschäftsstelle. Die unterschiedlichen Abteilungen der Partei hatten in der Umgebung zahlreiche Gebäude zum Teil erworben, zum Teil wurden jüdische Besitzer (darunter auch die Familie Pringsheim, deren Tochter, Katja Pringsheim die spätere Ehefrau von Thomas Mann wurde) zum Verkauf gezwungen und die Häuser anschließend für die Zwecke der Partei umgebaut. Das Parteiviertel in der Münchner Maxvorstadt blieb bis Kriegsende das geistige und politische Zentrum des Nationalsozialismus.
Am 10. November 2015 wurde der neue Sitz des Generalkonsulats im Beisein hochrangiger Gäste, darunter der stellvertretenden israelischen Außenministerin Tzipi Hotovely, eingeweiht; das Gebäude sollte aufgrund einer Verzögerung des Umbaus jedoch erst drei Monate später bezogen werden. Das Generalkonsulat verfügt außerdem über eine Repräsentanz in Stuttgart.
Das Gebäude des Generalkonsulats ist dreistöckig und umfasst etwa 1000 m². Im Treppenhaus ist sowohl bayerischer als auch israelischer Stein verbaut. An der Fassade findet sich eine Grafik, die das bayerische Rautenmuster mit dem Davidstern verbindet; zudem sind dort die Namen jüdischer Persönlichkeiten aus Deutschland und Sätze aus der hebräischen Tora aufgeführt.
Generalkonsuln
2011–2013: Tibor Shalev Schlosser
2013–2017: Dan Shaham
2017-2021: Sandra Simovich
2021-2023: Carmela Shamir
seit 2023: Talya Lador-Fresher